Biografische Würdigung - Der schlesische Schriftsteller und Heimatdichter Paul Petras

Die Oder bei Grünberg / Schlesien
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Dr. Paul Petras
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Biografische Würdigung

Leben
Eine Hommage an den Grünberger Heimatdichter  
Ein biografisches Meisterstück würdigt aktuell Dr. Paul Petras - in Deutsch geschrieben von der Germanistin und Autorin Izabela Taraszczuk, einer polnischen Schlesierin aus Zielona Góra - dem früheren Grünberg i. Schl. Sie widmet sich im Licht der bevorstehenden 800-Jahr-Feier der Stadt mit einer großen Empathie dem Grünberger Schriftsteller, Journalist und Verleger, der mit seinen Gedichten und mundartlichen Erzählungen die einstige Rebenstadt in unvergänglichen Farben malt, vor allem deren Weinkultur besingt und so manche liebenswürdige Geschichte über die Bewohner der Stadt und des Umlandes bereithält.
Izabela Taraszczuk wertet das Schaffen des Heimatdichters wörtlich als "literarisches Unikat": "Es gibt wenige Grünberger Autoren, die emotionsreicher und fesselnder ihre Heimatstadt und Umgebung in Hochdeutsch und in schlesischer Mundart hätten besingen können. Während der Lektüre des berühmten Petras-Gedichtbandes Auf Grünbergs Rebenhügeln kann die Lesenden ein seltsames und seliges Gefühl überwältigen im Festgruß. Zum 700. Geburtstag der Stadt Grünberg würdigt der Poet das Bestehen seiner Stadt, indem er die Herrscher, Regierenden und Berufsgruppen nennt, die zu deren Aufschwung beigetragen haben: friedliche Piasten, Preußen, Winzer, Weber und Techniker. Schaut man sich diese Zeilen aus der Perspektive eines im 21. Jahrhundert lebenden Menschen an, so darf man denken, dass ein Großteil des Gedichtes an seiner Aktualität kaum etwas verloren hat. Es wurde am 4. Juni 1922 im „Grünberger Tageblatt“ veröffentlicht und endet mit einem Wunsch, den vielleicht viele Einwohnerinnen und Einwohner von Zielona Góra in polnischer Sprache gerne wiederholen würden: 'Glückauf, du Heimatstadt! Mög‘ Gott dir geben/Ein goldnes Säculum im Grün der Reben!'".

>>> Zum bibliografischen Essay von Izabella Taraszczuk über Dr. Paul Petras <<<
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Zum Schluss schreibt die Autorin: "Der Dichter und Sohn der Stadt Grünberg, bzw. Zielona Góra bleibt eines ihrer bedeutendsten kulturellen Aushängeschilder. Könnte man sich sonst ein transparenteres Identitätsbekenntnis vorstellen als dieses ursprünglich im „Grünberger Kalender“ 1925 veröffentlichte Gedicht Kennst du die Stadt…? "

Kennst du die Stadt im schönen Schlesierland,
Im linden Lenz umkränzt mit Rebenlaube,
Wo hoffnungsvoll noch senkt des Winzers Hand
Den Weinstock in den sonnenhellen Sand?
[…]
Kennst du die Stadt, wo stolz ins Land hinein
Dich grüßen alte grünbedachte Türme?
Auf grünem Berge im Piastenhain
Ein heitres Volk noch singt von Lieb‘ und Wein,
Ob rings auch toben wilde Zeitenstürme?
Wo Werkstattschlote glühn im Abendschein?
Wo arbeitsame Männer, emsige Frauen
Der eignen Kraft noch hoffnungsfreudig trauen
Und gern in Worten und in Weisen
Die liebliche Heimat preisen?
Mein Grünberg ist’s mit seinen Rebenhöh’n.
Heil Grünberg dir, wie bist du schön!
 
Man darf annehmen, dass viele Bewohnerinnen und Bewohner des heutigen Zielona Góra die Worte als ihre eigenen aussprechen würden und dass am Grab des Heimatdichters Paul Petras noch lange Zeit die Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt werden. "Poesie ist immer auch ein Erzählen. Gedichte sind Erzählungen, die man behält, meist ein Leben lang. Es sind Perlen, Weisheiten, kostbare Momente, die das Leben ausmachen. Eine Gedichtsammlung über Jahrhunderte hin beinhaltet die Weisheit eines Volkes"*. Die Poesie von Paul Petras bedarf einer konzentrierten Lektüre und mag von vielen Leserinnen und Lesern aus Deutschland und Polen als eine edle im „Vintage-Sprachstil“ verfasste Lyrik wahrgenommen werden. Sie bildet ein lexikalisches, kulturelles und historisches Vademecum für diejenigen, die die alte niederschlesische Weinmetropole in ihrer Pracht vor (über) einem Jahrhundert in geschriebener Form erleben möchten. Es erscheint möglich, dass sie sich dann von der Rarität und Einzigartigkeit der Petras-Literatur und seines Grünbergs überzeugen lassen."

* Zitat aus Schäfers, Eduard: Die Poesie und ihre gesellschaftliche Bedeutung. Ein Überblick zu deutschsprachigen Gedichten durch die Jahrhunderte. Göttingen: Cuvillier Verlag 2019, S. 13.

 
 
 

Izabela Taraszczuk
Germanistin und Übersetzerin der deutschen Sprache, gelegentlich auch Poetin und Journalistin. Kommt aus dem nördlichsten Teil von Niederschlesien (heute: Ziemia Lubuska), wo sie in Zielona Góra zur Welt kam. Bis 2012 Lektorin im Institut für Germanistik an der Universität Zielona Góra, danach wurde Deutschland zu ihrer Wahlheimat. Autorin von über 40 wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Beiträgen zur (Regional)Geschichte, Literatur und Kulturkunde deutschsprachiger Länder. Ihr leidenschaftliches Interesse gilt der Judaica, Kunst, Filmgeschichte, Geschichte Schlesiens, Religionswissenschaft und Reisen. Zurzeit arbeitet sie als DaZ-Dozentin in Bremerhaven. 2011 wurde sie mit dem 1. Preis im Literarischen Wettbewerb „In der Sprache des Herzens”/”W języku serca” in Oppeln/Opole ausgezeichnet.
Im Januar 2022
Herzliches Dankeschön!
Für diese großartige Biografie über meinen Großvater Paul Petras sage ich Ihnen, liebe Izabela Taraszczuk, auch im Namen meiner Familie ein herzliches Dankeschön! Es ist die erste umfassende deutsche Lebens- und Werkbeschreibung des Grünberger Heimatdichters. Sie ehrt in liebevoller Analyse und stilistischer Präzision sein Lebenswerk vor allem unter dem Gesichtspunkt seiner großen Liebe zu Grünberg, dem heutigen Zielona Góra! Und das aus der Feder einer polnischen Schlesierin, die in dieser Sehnsuchtsstadt meines Ahnen geboren ist. Ein größeres Geschenk kann es in der heutigen Zeit kaum geben, auch und gerade weil Zielona Góra sich seiner Geschichte über 1945 hinaus mehr und mehr bewusst wird. Deshalb verbinden wir mit diesem Dankeschön auch einen Dank an die engagierten Historiker der Stadt und der Universität von Zielona Góra, die sich in bemerkenswerter Weise der deutschen Tradition und ihrer Persönlichkeiten erinnern und sie in die Gegenwart herüberholen.
Wolfgang Scheuren
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